„Schreibe uns doch bitte einen Blogartikel zum Thema „Erfindungen und Ökonomie“.

Bei der Ausgestaltung des Textes hast Du absolut freie Hand“. Auftraggeber war das Magazin „Lateral“ der großen Querdenker Community .

(Diese Querdenker Community exisitiert seit 1999 und hat über 500.000 Mitglieder. Es handelt sich dabei NICHT um die namensgleichen Protestler)

 


 

Mit queren Gedanken zu finanziellem Erfolg?

 

Wann werden Erfindungen wirtschaftlich erfolgreich?

 

Viele Erfinder sind Querdenker mit guten Ideen. Und mit einer genialen Erfindung reich zu werden, davon hat wahrscheinlich schon jeder einmal geträumt. Doch meist bleibt es beim Traum, denn die Hürden eine Erfindung in ein Produkt umzuwandeln sind hoch

Eine neue Idee ist immer die Basis für ein neues Produkt. Damit es vor der Konkurrenz geschützt ist, beantragen viele Erfinder ein ordentliches Patent. Das verspricht dann die alleinige Wertschöpfung des geistigen Ergusses. Aus ökonomischer Sicht ist eine Patentierung allerdings die denkbar ungeeignetste Form, einen wirtschaftlichen Erfolg herbeizuführen. Denn die Unwägbarkeiten sind vielfältig und in der Summe enorm. Murphys Gesetz warnt jeden Erfinder: „Alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen“.

Die Schwierigkeiten der Patentierung lassen sich auch an den Zahlen des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) ablesen. Freie Erfinder haben im Jahr 2018 genau 2849 Patente angemeldet. Rund 700 Anmeldungen wurden nach Prüfung ein Patent erteilt. Die Berliner Morgenpost kommt nach einem Besuch des Berliner Erfinderclubs zu dem Schluss, dass „nur ein Prozent der Patente zu Produkten wird“.

Die Jahresbilanz ist damit ernüchternd. Lediglich sieben patentierte Produkte pro Jahr machen die schwierigen Bedingungen für freie Erfinder mehr als deutlich. Wenn das Patent endlich genehmigt ist, hat man zunächst einmal zwanzig Jahre Ruhe.

Patentschutz ist endlich

Der Ingenieur Ulrich Schoberer hat im Jahr 1986 eine Wattmesskurbel für Radprofis entwickelt.

Die Athleten konnten damit ihr Training optimieren und bessere Ergebnisse erzielen. Viele Jahre lang war seine Firma SRM einziger Anbieter in diesem Segment. Als das Patent nach zwanzig Jahren auslief, standen die Wettbewerber schon mit eigenen Produkten parat. Noch am selben Tag brachten sie ihre Konkurrenzprodukte auf den Markt. Heute ist SRM nur noch ein Anbieter unter vielen und hat seine Dominanz am Markt deutlich eingebüßt.

Die Recherche nach abgelaufenen Patenten ist also durchaus eine Alternative zur eigenen Erfindung. Im Dunstkreis der persönlichen Expertise lassen sich Produkte identifizieren, die geeignet sind. Mit einer Recherche beim DPMA lässt sich das Ende des Patentschutzes ermitteln. Dort lassen sich auch die genauen technischen Spezifikationen des Produkts herausfinden. Sie sind für jedermann einsehbar. Nun können Verbesserungen entwickelt und vorhandene Schwächen beseitigt werden. So helfen gezielt konstruierte Wettbewerbsvorteile beim Start als neuer Mitbewerber, wenn das Patent ausgelaufen ist.

 

Neuer Fokus: Geschäftsmodelle erfinden

Viel erfolgsversprechender als das Erfinden neuer Produkte ist die Fokussierung auf neue Geschäftsmodelle. Ein erfolgreicher Erfinder und Querdenker ersten Ranges ist Professor Günter Faltin. Sein Buch „Kopf schlägt Kapital“ sollte Pflichtlektüre eines jeden wirtschaftlich interessierten Querdenkers sein. Als Ökonom suchte er vor seiner ersten Lehrveranstaltung nach unternehmerischen Praxisbeispielen für seine Studenten. Ihm fiel auf, dass Tee in Deutschland zehnmal mehr kostete, als im Erzeugerland. Viele Zwischenhändler verdienten am Verkauf von Kleinstpackungen. Er fragte sich, ob diese Zwischenhändler notwendig seien. Wären Großpackungen von einem Kilogramm nicht sinnvoller?

Ohne Branchenwissen aber mit viel Querdenke erfand er ein neues Geschäftsmodell und stürzte sich ins Abenteuer. Seine Firma Teekampagne ist heute der weltgrößte Importeur von Darjeeling-Tee.
Die interessante Randnotiz dabei ist: Er hat dabei nicht einen Euro in Marketing investiert. Überall gibt es Branchen und Nischen, die auf innovative Querdenker mit neuen Geschäftsmodellen warten.

Innovation ist Pflicht

Das Querdenken von neuen Ideen ist der einfache Teil auf dem Weg zum wirtschaftlichen Erfolg. Das anschließende „Quermachen“ ist der harte Praxisteil, bei dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Die Lücke von der Idee zur Umsetzung ist eine tiefe Schlucht, die als Innovation-Gap bezeichnet wird.
Der erfindende Querdenker muss innovativ sein, um den Sprung von der Theorie zur Praxis zu meistern. Innovativ sein heißt Vollgas geben und „all in“ gehen. Das Herzblut muss dabei tosend durch den Körper rauschen. Auch etablierte Unternehmen sollten Innovation nicht nur als Worthülse auf der Webseite stehen haben, sondern als
permanente Aufgabe wahrnehmen. Die Querdenker der Konkurrenz warten nämlich schon darauf, das eigene Geschäftsmodell zu attackieren.

Professor Gunter Dueck war viele Jahre angestellter Querdenker und Cheftechnologe bei IBM. In seinem lesenswerten Buch „Das Neue und seine Feinde“ betont er, wie wichtig permanente Innovationen sind. Innovationen sind aktiv und entstehen in einer freien Umgebung und Geisteshaltung. Der Wandel ist hingegen reaktiv und wird durch Druck von außen erzwungen. „Innovation ist wie Wollen, Wandel ist wie Müssen.“

 

 

 

Beim Begriff „Wandel“ sollte man also hellhörig werden. Unternehmen im Wandel laufen Gefahr, beim „halb gelähmten Durchwursteln“ unter die Räder zu kommen.

Der Widerstand wird groß sein

Das Leben als erfindender Querdenker hält einen Wermutstropfen bereit. Die Welt wartet leider nicht auf neue Produkte oder Geschäftsideen. Ganz im Gegenteil. Es scheint ein Teil der menschlichen Psyche zu sein, Neues erst einmal abzulehnen. Der Psychoanalytiker Fritz Riemann bezeichnet diese Angst vor dem Wandel als eine Grundform der Angst. Das bekannte Motto „Never change a running system“ basiert genau auf dieser Einstellung. Neues wird zunächst als Risiko empfunden.

Trotz aller Widerstände sind Erfinden und Tüfteln eine erfüllende Aufgabe. Wenn dann noch der wirtschaftliche Erfolg hinzukommt, ist das Glück perfekt. Alle Anstrengungen verblassen, wenn das Ziel erreicht wird.

Stress geht, Stolz bleibt.


Lateral Magazin Ausgabe 2/2020 – www.querdenker.one